Anmerkungen zur Transkription
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Von
Friedrich Lienhard
17. Tausend
Stuttgart 1915
Druck und Verlag von Greiner & Pfeiffer
Oft schon hat der Verfasser der folgenden Kriegsgedankendichterisch und literarisch den Wunsch geprägt: demdeutschen Reichskörper muß noch eine deutsche Reichsseelegeschaffen werden.
Wir waren auf den europäischen Krieg gefaßt; er war in dergeistigen Luft vorgezeichnet. Die Spannungen zwischen denVölkern mußten einmal an den Punkt kommen, wo sie sich entluden.
Dieses mächtige Ereignis erleben wir jetzt. Der Krieg ist daseuropäische Reinigungsgewitter. Der stolze seelische Grund Frankreichs:seinen 1870 vernichteten Waffenruhm wieder herzustellen;der weniger stolze Grund Englands: den Handelsnebenbuhlerzu Land und See, das rührige Deutschland, zu ducken; der VersuchRußlands, den österreichischen Interessen zu Trotz seinen panslawistischenTraum zu erfüllen: – das kreiste schon lang am politischenHorizont. Nun brach es offen aus. Und die Schlachtenwerden feststellen, wie die europäische Karte fortan aussehen soll.
Es wird über diese Dinge viel geschrieben. Mich bewegenandre Sorgen. In einem Feldpostbrief waren diese sorgendenGedanken neulich ausgesprochen. Wie wird Deutschland nach demhoffentlich zu erwartenden Siege seine geistige Aufgabe erfassen?Werden wir eine andre Luft, verjüngte Herzen, erneuerte Menschenhaben? Denn tatsächlich kämpfen unsre Krieger nicht nur so fürden materiellen Bestand ihrer deutschen Güter; in ihres HerzensGrunde lebt außerdem ein Idealbegriff der deutschen Heimat.Das ist der geheime, ihnen meist unbewußte, aber wirksamsteKraftquell. Auch in unsrem naturwissenschaftlichen Zeitalterkämpft man letzten Endes nicht für Sachen an sich, sond