Ludwig Tieck’s
Schriften
Dreizehnter Band.
Berlin,
bei G. Reimer,
1829.
Dem
Herrn von Quandt
in Dresden.
Diese Gelegenheit ergreifend, Ihnen öffentlichzu sagen, wie sehr ich Sie, verehrter Freund,hochachte und wie nahe ich mich Ihnen, durchIhren schönen und gebildeten Sinn für Kunstund Poesie, verbunden fühle, füge ich denWunsch hinzu, daß Ihr Leben durch hergestellteGesundheit ganz frisch und erneut fürsich und Ihre Freunde alle Heiterkeit wiedergewinnen möge. Zwar „litten Sie alles so,als wenn Sie gar nichts litten“ — aber, sohoffen alle, es werden die Genien auch jeneSchmerzen und Leiden von Ihnen nehmen.
Ein ächter reiner Sinn, ein Enthusiasmusfür unsern vaterländischen Goethe, so wiefür die Muster alter Skulptur, ein Verständnißdes Rafael, eine Liebe, die unbeschränktsich alles Edle aneignen will, wird nicht häufiggefunden: noch seltner mit so vielen Kenntnissenund dem Eifer, der Kunst selbst fortzuhelfen,vereinigt. —
L. Tieck.
Märchen.
Die Heymonskinder.
Melusine.
Dramatische Gedichte.
Ein Prolog.
Der Autor. Ein Fastnachtsspiel.
Fragmente.
Magelone. Prolog.
Aus dem alten Heldengedicht vom König Rother.
Der erste Akt des Donauweibes.
Lieber Leser,
Ich weiß nicht, ob Dein Gemüth zuweilen so gestimmtist, daß Du Dich gern und willig in die Zeit DeinerKindheit zurück versetzest, Dich aller damaligen Eindrückeerinnerst, und ohne Bedauern vergissest, wasDu seitdem gelernt und erfahren hast. Es gewährteinen eignen sonderbaren Genuß, Dein Jahrhundertund die Gegenstände um Dich her aus dem Gedächtnissezu verlieren. Du bist vielleicht irgend einmalkrank gewesen, geliebter Leser, oder hast Dich einigeStunden hindurch in einer unvermutheten Einsamkeitbefunden; von allen Zerstreuungen verlassen, kann mandann zuweilen an alten wunderlichen Zeichnungen oderHolzstichen ein Vergnügen finden und sich in ihnenverlieren; man betrachtet dann wohl aufmerksam einunzusammenhängendes und fast unverständiges Bild,wo vorn eine Rathsversammlun